zu TOP 03.2 zu TOP 04 TOP 03.3
öffentlich


Schulzentrum Wilhermsdorf; Raumprogramm Schule; hier: Integration des Jugendtreffs



Sachverhalt
Bislang war geplant, dass die Räume des Jugendtreffs in den Schulneubau mit integriert werden.

Zur pädagogischen Einbindung des Jugendtreffs bzw. der offenen Jugendarbeit in den Schulkomplex gab es in den letzten Wochen Rückfragen. Aus Sicht des Gemeindejugendpflegers bietet die Integration viele gute Chancen, bringt jedoch auch potentielle Nachteile mit sich.

Außerdem war die Verwaltung aufgefordert, sich über mögliche Einsparungsmöglichkeiten Gedanken zu machen. Sollte der Jugendtreff im Bauhof verbleiben, ergeben sich Einsparpotentiale.

Argumente für diese Variante:

- das Schulzentrum wurde aufgrund der zukünftigen gesellschaftlichen Anforderungen, unter zeit-
  gemäßen stadtplanerischen Gesichtspunkten und auf der Grundlage eines umfassenden
  pädagogischen Konzeptes geplant
- das Schulzentrum soll nicht als isolierte Monostruktur entstehen, sondern als ein neues Quartier
  dessen Ziel eine breite öffentliche Nutzung ermöglichen
- Grundlage des Planungsprozesses ist das Raumprogramm aus Leistungsphase 1.
- eine Variantenprüfung zur Integration des Jugendtreffs in den Schulcampus hat stattgefunden,
  hier wurde auch der derzeitige Standort am Bauhof bewertet.
  Dort würden mittelfristig ebenfalls Investitionen erforderlich sein, langfristig würde dieser Standort
  zu einer dauerhaften "Insel" führen
- Jugendarbeit am Standort Schule, inkl. der Ganztagesbetreuung, bietet hingegen die Möglichkeit
  für zahlreichen niederschwellige Interaktionen für breite Bevölkerungsschichten.
- der Standort Bauhof erfüllt zwar das Bedürfnis der Jugendlichen nach Rückzug und Ungestörtheit,
  aber
- aus stadtsoziologischer Sicht sollten Jugendliche im Ortsgeschehen sichtbar und integriert sein.
  Wichtig ist hier ein niederschwelliger Zugang (auch räumlich) zur öffentlichen Teilhabe und Iden-
  tifikation mit dem Heimatort Wilhermsdorf.
  Ein Jugendtreff im neuen Schulzentrum stärkt diese Themen.
- der Jugendtreff, die Schule mit Ganztagsbetreuung, die geplante Jugendhilfe und die anderen
  Nutzungen können niederschwellig und wechselseitig von räumlichen und inhaltlichen
  Verschneidungen profitieren - es bieten sich vielfältige Möglichkeiten im Gesamtareal.

finanzielle Aspekte:
- durch Entfall des Jugendtreffs in den geplanten Räumlichkeiten des neuen Schulzentrums
  können Einsparungen bei den Baukosten von ca. 500T€ erzielt werden.
- dem gegenüber stehen erforderliche Investitionen in eine dauerhafte und barrierefreie
  Nutzung der Räumlichkeiten im Standort Bauhof (Kosten nicht abschätzbar/konkret ermittelt
  sicherlich aber jenseits 100T€)
- eine nachträgliche Integration am neuen Schulzentrum wäre nicht möglich,
   bzw. es müssten im Nachhinein zusätzliche Räumlichkeiten geschaffen werden.


Stellungnahme unseres Jugendpflegers:

Pädagogische Einschätzung der Vor- und Nachteile
Thema: Verlegung des Jugendtreffs Bauhof in den Neubau der Wilhermsdorfer Grund- und Mittelschule
 
Diese pädagogische Einschätzung der Vor- und Nachteile im Sinne der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) und deren pädagogischer Überzeugung wurde in Absprache mit der Kommunalen Jugendarbeit, den Gemeindejugendpflegerinnen und Pflegern des Landkreises und dem Jugendamt Fürth erstellt.

1.     Zugänglichkeit und Sichtbarkeit

Um eine Zugänglichkeit der Einrichtung für alle zu gewährleisten und somit Inklusion zu ermöglichen, sollte auf Empfehlung des Bayerischen Jugendrings auf die Barrierefreiheit der OKJA-Einrichtungen geachtet werden. Durch die fehlende Barrierefreiheit am aktuellen Standort bietet der barrierefreie Schulstandort einen klaren Vorteil.
 
Durch die Nähe zur Schule haben die Kinder und Jugendlichen einen unkomplizierten Zugang zur Einrichtung (niedrigschwellige Erreichbarkeit). Durch die Lage im Schulgebäude und die dadurch ständige Sichtbarkeit können mehr Kinder und Jugendliche direkt nach Schulschluss erreicht werden. Hierbei muss jedoch erwähnt werden, dass die Öffnungszeiten der Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit bestimmen indirekt darüber, welche Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen das Jugendzentrum aufsuchen, denn je nach Alter sind andere Besuchszeiten attraktiv. Insbesondere Jugendliche, die sich in der Ablösephase vom Elternhaus befinden, wollen ihre Freizeit nicht immer zuhause verbringen.
Die Öffnungszeiten müssen sich nach den Bedarfen der OKJA richten und nicht am System Schule.
 
Die unmittelbare Nähe birgt jedoch auch die Gefahr, dass der Jugendtreff von Peer-Groups der Wilhermsdorfer Schule dominiert wird, wovon nicht alle aus Wilhermsdorf stammen. Hierdurch könnte sich die Integration der Schülerinnen und Schülern aus Wilhermsdorf, welche auf andere Schulen gehen, als schwierig erweisen. Eine Dominanz der Schülerinnen und Schüler der benachbarten Schule könnten somit die sonstige Vielfalt sozialer Kontakte in Jugendeinrichtungen schmälern. Zudem besteht das Risiko der visuellen Verschmelzung des Jugendtreffs mit dem schulischen Umfeld. Es ist wichtig, dass der Jugendtreff optisch differenzierbar und klar als Ort der Freizeitgestaltung erkennbar ist.
 
Besonders kritisch sollte man die potenzielle Entwicklung sehen, dass Schülerinnen und Schüler mit Problematiken im Schulalltag erfahrungsgemäß als Nutzerinnen und Nutzer des Jugendtreffs wegfallen. Hierzu muss die Auslegung des Ziels der OKJA betrachten. Es ist nicht das pädagogische Hauptziel möglichst viele Kinder und Jugendliche als Besucherinnen und Besucher zu generieren. Denn zur pädagogischen Aufgabe zählt zudem die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Problematiken in verschiedenste soziale Kreise.
 

2.     Umfeld
Wenn man das Umfeld der jeweiligen Standorte betrachtet, liegen die Vorteile klar beim Standort Bauhof. Durch die "zentralere" Lage können die Kinder und Jugendlichen den Bahnhof, Einkaufsmöglichkeiten und die neue Freizeit- und Begegnungsstätte innerhalb weniger Minuten erreichen. Gerade die letztgenannte neue Sportstätte und deren Nähe zum Jugendtreff Bauhof sind ein klarer Vorteil.
 
Der Vorteil ein Teil des Schulgeländes zu sein, ist ganz klar die Mitnutzung verschiedener Räume des Schulhauses und des Außenbereiches, wie zum Beispiel Werkräume, Schulküche, Turnhalle und Hartplatz. Hierbei müssen jedoch klare Absprachen getroffen werden, um Konflikte zu vermeiden.
 
 
3.     Kooperationen mit der Schule
Die Möglichkeit der Mitnutzung schulischer Räume bietet, bei geregeltem Ablauf, wie bereits erwähnt einige Vorteile. Auch Kooperationen mit Klassen und oder Lehrkräften kann aufgrund der geringen Distanz vereinfacht werden.
 
Jedoch muss hier eine klare Trennung stattfinden.
Kooperationsprojekte ändern nichts daran, dass die OKJA kein Teil der Schule ist und somit immer und zu jeder Zeit als eigenständiger Aufgabenbereich gesehen und abgegrenzt werden muss. Die Mitarbeiter der OKJA sind kein Teil der Schulfamilie (OKJA ≠ Schulsozialarbeit), sondern können gegebenenfalls als Partner bei Kooperationen gesehen werden.
 
 
4.     Beratung und Sozialer Schonraum
 
Laut Bayerischem Jugendring sollte ein Jugendtreff einen Sozialen Schonraum bieten.
Im Gegensatz zur Schule versucht die OKJA als Pädagogik der offenen Milieubildung Jugendlichen Orte, Räume, sowie personale und soziale Bezüge zu vermitteln, in denen sie alltäglichen Halt und sozialemotionale Vertrautheit im gegenseitigen Respekt vor der personalen Integrität anderer finden und den Milieurückhalt als Festigung für sozial offene Beziehungen nutzen können.
Hierbei ist es wichtig, dass diese Abläufe in Unabhängigkeit zum System Schule stattfinden.
Nur wenn diese Faktoren gegeben sind, können die Jugendlichen relativ risikolos und somit "kontrolliert" sozial experimentieren. Hier spielt wieder das Risiko einer möglichen visuellen Verschmelzung eine besondere Rolle. Denn sobald kein klarer Unterschied zwischen Freizeit und Schule zu erkennen ist, kann kein Sozialer Schonraum für Jugendliche gewährleistet werden.
 
Die Beratung in Jugendtreffs lebt von der Offenheit und den Gestaltungsmöglichkeiten durch die Jugendlichen, die selbst das Thema, den Zeitpunkt, die Dauer, die Intensität und die Beratungsperson bestimmen. Die besondere Beratungsqualität entsteht durch die Vorhalteangebote, welche die Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit bieten. Hier kann es durchaus gute Kooperationen mit dem System Schule geben.
 
 
5.     Demografischer Wandel
 
Allgemein muss die OKJA auf den prognostizierten Wandel reagieren, dieser beinhaltet:
a)    Standorte der potenziellen Nutzerinnen und Nutzer innerhalb / außerhalb des Kernortes
b)    Rückgang der absoluten Zahl potenzieller Nutzerinnen und Nutzer
c)     Zuwachs an jungen Menschen mit Migrationshintergrund
 
 
Die vorliegende Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile hinsichtlich der Verlegung des Jugendtreffs Bauhof in den Neubau der Wilhermsdorfer Grund- und Mittelschule verdeutlicht die Komplexität dieser Entscheidung. Die unterschiedlichen Aspekte, angefangen bei der Zugänglichkeit und Sichtbarkeit bis hin zu den Herausforderungen der Kooperation mit der Schule, machen deutlich, dass aus pädagogischer Sicht keine eindeutige Schlussfolgerung gezogen werden kann.
 
Die Berücksichtigung von Faktoren wie Barrierefreiheit, Nähe zur Schule und die Nutzung schulischer Räume bietet eindeutig Vorteile, birgt jedoch auch potenzielle Nachteile wie die mögliche Dominanz von Schülergruppen oder die Gefahr der visuellen Verschmelzung mit dem schulischen Umfeld. Die Idee des Sozialen Schonraums in Jugendtreffs steht im Kontrast zur Integration von schulischen Elementen, was zusätzliche Unsicherheiten schafft.
Des Weiteren wird der demografische Wandel als Faktor genannt, auf den die Offene Kinder- und Jugendarbeit reagieren muss. Doch auch hier bleiben die konkreten Handlungsansätze offen, da die Standorte potenzieller Nutzerinnen und Nutzer sowie der Rückgang der Nutzerzahlen und der Zuwachs an jungen Menschen mit Migrationshintergrund nicht eindeutig adressiert werden können.
Insgesamt zeigt die Analyse, dass die Verlegung des Jugendtreffs in den Neubau der Schule sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Eine abschließende Schlussfolgerung wird erschwert durch die Vielschichtigkeit der Aspekte und die Notwendigkeit, verschiedene Interessen und pädagogische Zielsetzungen in Einklang zu bringen.
 

Beschluss

Der Jugendtreff soll weiterhin im neuen Schulzentrum integriert werden.
Die Planungen sind entsprechend fortzuführen.

Der Standort es Jugendtreffs im  Bauhof wird nach Realisierung der neuen Räumlichkeiten aufgegeben.



Abstimmungsergebnis

Ja-Stimmen:
1
Nein-Stimmen:
17
Persönlich beteiligt:
0
 




nach oben
Markt Wilhermsdorf
Hauptstraße 46, 91452 Wilhermsdorf
Tel.: 0 91 02 / 99 58 - 0
E-Mail: rathaus@markt-wilhermsdorf.de
Markt Wilhermsdorf
Hauptstraße 46 · 91452 Wilhermsdorf · Tel.: 0 91 02 / 99 58 - 0 · rathaus@markt-wilhermsdorf.de
  OK  
Cookies ermöglichen eine bestmögliche Bereitstellung unserer Dienste. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung